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Eine 2006er hat von Modell und Ausstattung her ihre Vor- und Nachteile. So hat sie noch weniger Restriktionen bei Abgasreinigung und Geräusch, dafür aber „nur“ einen 88 cui Motor. Durch serienmäßig nicht vorhandene O2-Sonden wird die Abstimmung schwieriger, ist aber auch nicht so wichtig, weil die serienmäßige Abstimmung dies bereits berücksichtigt. Die serienmäßigen Einspritzdüsen erzeugen nicht das optimale Einspritzmuster und es lohnt sich ein Update auf die spätere Version. Kompensator und Generator waren serienmäßig nur verschraubt, was gelegentlich zu massiven Schäden geführt hatte, falls sich die Schrauben gelöst haben. Auch aufgrund der Konstruktion des Kompensatorpaketes lohnt sich hier ein Update auf die aktuelle Version. In dieser Art gibt es noch viele kleinere und größere „Problemzonen“, sowohl was allgemein üblichen Verschleiß in Anbetracht der Gesamtkilometer betrifft, aber auch gründlich verbesserte Funktion von neueren Teileversionen.
Wenn ich jetzt nochmals anfangen würde mir ein Motorrad aufzubauen, dann würde ich wahrscheinlich versuchen eine 2006er in seriennahem Zustand als Grundfahrzeug zu bekommen. Allerdings würde ich sie ohnehin total umkrempeln. Mir käme es vor allem auf einen niedrigen Einstiegspreis und die geringeren umweltrechtlichen Einschränkungen an.
Apropos Preis und „Harleypreise“. Hier wird von Besitzern oft geträumt. Nur weil bei Kleinanzeigen und Mobile irgendwelche Preise genannt werden, heißt dies noch lange nicht, dass diese auch erzielt werden. Der Neupreis für die 2006er FXDBI lag inkl. Nebenkosten bei € 13.315,00 in vivid black. Auch Ersatzteilpreise sind oft preisintensiv. Erst recht bei OEM-Teilen, aber auch schon wenn irgendwo nur drauf steht „für Harley-Davidson“. Vergleiche von Preisen, Teilen und Qualität sind hier durchaus angebracht. Oftmals können auch Standardteile ohne speziellen Harleybezug verwendet werden, welche dann nur ein Bruchteil dessen kosten, was für „Originalersatzteile“ oder speziell „für Harley“ gekennzeichnete Teile kosten.
Bei dem beschriebenen Einsatz als Mietmotorrad mit den genannten Gesamtkilometern mag die von Dir erwähnte regelmäßige und gute Wartung zutreffen, muss aber nicht. Üblicherweise rechnen Gewerbetreibende anders als Privatbesitzer. Das Fahrzeug hat seinen Preis eingespielt. Da wird dann eher versucht die Betriebsausgaben niedrig zu halten und das billige Öl/Filter etc. genommen oder die Intervalle werden gestreckt. Eine lückenlose Service-Dokumentation könnte hier Klarheit schaffen. Ebenso sind die vielen wechselnden Fahrer ohne Bindung zum Material zu beachten. Da wird dann weniger Rücksicht aufs Material genommen und gerne mal ausprobiert was geht. Im Bereich Harley wird der Motor gerne bei viel zu niedrigen Drehzahlen gequält.
Uns stehen hier nur beschränkte Informationen zur Verfügung. Deswegen kann meine Einschätzung auch gründlich daneben liegen. Ich persönlich würde je nach Augenscheinnahme ca. € 4.000 als Kaufpreis ansetzen und aufgrund der Eckdaten keinesfalls mehr als € 5.000 dafür geben. Einem Werkstattgänger würde ich unabhängig vom Preis eher vom Kauf abraten, ebenso wenn ein Igel in der Spardose sitzt. Denn das Motorrad halte ich aufgrund der Umstände für eine Wundertüte. Nichts muss aber alles kann. Mit etwas Glück läuft das Motorrad nochmals 100.000 km ohne größere Probleme (unter Beachtung von Serviceroutine und Verschleißteil-Ersatz). Mit etwas Pech wird es eine Baustelle ohne Boden.