Moin Bernd,
mit Worten ist manches schlecht auszudrücken.
Das Fahrverhalten mit den Intiminatoren ist top (mit Serienfeder und dem empfohlenen 10er Öl).
Nur hatte sich das mechanisch-sichtbare Verhalten im ersten Eindruck nicht so krass verändert, wie ich es von der Beschreibung her erwartet hatte. Wenn man jedoch nach der Fahrt den tatsächlichen Hub am Standrohr betrachtet, fällt der Unterschied zu vorher sofort auf.
Bei den hinteren Federbeinen ist es ähnlich. Man darf da nun nicht alles von einem Herstellernamen abhängig machen. Fast alle Hersteller bieten Federbeine als Basis, Midrange oder Pro an. Es ist kein Problem, bei Öhlins für einen einfachen Emulsionsdämpfer der Basis-Gruppe über 1000 Euro auszugeben (Typ S36K). Das bekommst Du bei PS für 300 Euro und für 500 Euro bekommt man dort einen Dämpfer mit Trennkolben und verbesserten Ventilen.
Ich denke, die Midrange-Gruppe ist für die meisten von uns am geeignetsten. Und da spielen die "intelligenten" Dämpfungssysteme mit I.A.S. oder F.S.T. ganz vorne mit. Sicherlich kann man bei einem Fahrwerk der Pro-Gruppe viel mehr und viel gezielter einstellen. Aber es wachsen auch die Möglichkeiten, dabei Falscheinstellungen vorzunehmen. Zudem lassen sich diese Elemente perfekt auf spezielle Anforderungen einstellen, kommen bei wechselnden Bedingungen aber schneller an ihre Grenzen bzw. müssten dann ständig angepasst werden. Viele Motorradfahrer wollen sich aber nicht so intensiv damit auseinander setzen und möchten auch nicht ständig irgendwo rum drehen. Das führt dann unter Umständen auch dazu, dass Popometer, Kopfkino, technische Umsetzungsmöglichkeiten und die Hand mit dem Schraubendreher nicht gut zusammenarbeiten. Bei den "intelligenten" Systemen braucht man eigentlich nur noch vor dem Kauf das eigene Gewicht korrekt zu bestimmen, die entsprechende Federversion zu wählen und vor der Fahrt den Negativfederweg korrekt einzustellen. (Die Vergangenheit hat mir jedoch gezeigt, das selbst diese Hürde teilweise schon zu hoch gesteckt ist.) Aber den Ausgleich zwischen guter und schlechter Straße bzw. zwischen Bodeninput und Chassisinput übernimmt weitgehend die "intelligente" Ventiltechnik. Bei Autos gab es das auch Mal und nannte sich damals Monroe Sensatrac ... hat super funktioniert, vor allem in sportlichen Fahrzeugen mit Alltagstauglichkeit. Das für mich beste massentaugliche System bei Motorrädern ist daher auch das ESA-System von BMW, welches jetzt in ähnlicher Form auch langsam von den Japanern übernommen wird. Da muss sich niemand einen Kopf über die technischen Dinge machen oder gar schmutzige Finger holen. Jederzeit, auch während der Fahrt, kann der Fahrer per Knopfdruck auswählen ob er allein, mit Sozius, ohne/mit Gepäck und ob er sportlich, normal oder komfortabel fahren möchte.
Nicht zuletzt spielt bei vielen auch die Optik eine Rolle. Das Piggyback sieht zwar technisch wichtig aus, versaut aber irgendwie die klassische Linie. Generell erfordert der Spagat zwischen Optik und Fahreigenschaften die meisten Kompromisse. Die Gewichtung ist rein subjektiver und persönlicher Natur.
Ich selbst bin viele Jahre und Kilometer voll einstellbare Fahrwerke gefahren. Und ich fahre jetzt auch schon seit einiger Zeit diese "intelligenten" Systeme an meiner Harley. Daher kenne ich die Möglichkeiten, den Aufwand und die Grenzen dieser Systeme. Ich habe auch erlebt, wie massenhaft von Fahrern - aus meiner Sicht - sinnvolle Systeme sabotiert wurden. Dabei stehen mangelnde Wartung sowie Unverständnis ggü. und Fehlbedienung der verwendeten Technik an oberster Stelle. Gefolgt von dem Glauben, dass nur ein teures Markenprodukt die Lösung bringen kann.